Fensterbank-Biofilter 2.0: Die atmende Simsleiste für saubere Luft, leisere Räume und ein stabileres Mikroklima
Warum einen klobigen Luftreiniger ins Zimmer stellen, wenn die Fensterbank ohnehin der Luftknotenpunkt ist? Die atmende Fensterbank verwandelt den oft ungenutzten Raum unter dem Fenster in einen passiv-aktiven Biofilter mit Moos, Aktivkohle und einem leisen, energiearmen Luftkanal. Das Ergebnis: weniger Feinstaub und Gerüche, gedämpfter Straßenlärm und ein ausgeglicheneres Mikroklima – ohne sichtbare Geräte.
Was ist eine Biofilter-Fensterbank?
Eine Biofilter-Fensterbank ist ein modularer Aufsatz oder Ersatz der klassischen Fensterbank mit integriertem Luftstrom. Außen- oder Innenluft strömt durch eine perforierte Kante ein, passiert Vorfilter, Moosmatten und Aktivkohle-Granulat und tritt gereinigt in den Raum aus. Der Lufttransport funktioniert passiv über Thermik und Winddruck oder aktiv über extrem leise 5–12 V-Lüfter. Ein Kapillar-Substrat mit Wasserreservoir sorgt für konstante Feuchte der Moos-Schicht.
Aufbau und Funktionsprinzip
- Einlassprofil: Schlitz mit Mikroperforation, optional Insektenschutz.
- Vorfilter: waschbares Vlies (PM10, Pollen), werkzeuglos entnehmbar.
- Venturi-Kanal: verjüngte Zone für gleichmäßige Geschwindigkeit, reduziert Strömungsgeräusche.
- Biofilterlage: Moosmatten auf mineralischem Substrat (pH-neutral), mikrobielles Biofilm-Ökosystem bindet VOCs.
- Aktivkohle/Zeolith: entnehmbare Kassette gegen Gerüche, Ozon, Rauch.
- Wasserreservoir: 0,6–1,2 l mit Kapillarvlies; verhindert Austrocknung, reduziert Staub-Reemission.
- Lüftermodul: 2–4 Sunon/Noctua-ähnliche Lüfter, 18–24 dB(A), 20–80 m3 h-1.
- Auslass: Diffusor mit akustischer Mikrostruktur (Filz/Leinen), wirkt als Schallbremse.
Kennwerte (Richtwerte für 1,0 m Fensterbreite)
- Luftstrom passiv: 8–20 m3 h-1 (abhängig von Temperatur- und Winddifferenz)
- Luftstrom aktiv: 35–70 m3 h-1 bei 0,4–1,1 W Leistungsaufnahme
- Geräuschpegel: 18–24 dB(A) in 1 m Abstand
- Druckverlust gesamt: 25–60 Pa
- Feinstaub PM2,5-Reduktion: 25–45 Prozent pro Raumluftdurchgang
Vorteile in der Praxis
- Luftqualität: Pollen, Feinstaub und VOCs werden am Fenster abgefangen, bevor sie sich im Raum verteilen.
- Akustik: Die poröse Struktur über dem harten Sims reduziert Reflexionen; subjektiv weniger Straßenlärm und Hall.
- Mikroklima: Befeuchtung im Winter durch Kapillarsystem, leichte Kühlung durch Verdunstung im Sommer.
- Platzsparend: Keine separaten Geräte auf dem Boden, keine Kabelberge.
- Wartungsarm: Vlies waschbar, Aktivkohle als Kassette tauschbar, Moos robust.
Bauteile und Spezifikationen
| Bauteil |
Material |
Maß/Angabe |
Hinweis |
| Gehäuse |
Birke-Multiplex geölt oder Mineralwerkstoff |
1000 x 250 x 70 mm |
abnehmbarer Deckel |
| Vorfilter |
Polypropylen-Vlies |
PM10 |
auswaschbar |
| Biofilter |
Moosmatte auf mineralischem Substrat |
2 x 400 x 200 x 20 mm |
pH 6,5–7,2 |
| Adsorber |
Aktivkohle-Granulat |
350 g |
Kassette, nachfüllbar |
| Lüfter |
5–12 V DC, 92 mm |
2 Stk, 0,2–0,4 W je |
Low-RPM, entkoppelt |
| Steuerung |
Mini-Controller |
PWM, CO2/VOC-Sensor |
Matter/Thread optional |
| Diffusor |
Wollfilz/Leinen |
Akustikgewebe |
abnehmbar, waschbar |
Fallstudie: Küchenfenster, Altbau Leipzig
- Raum: 12 m2, Deckenhöhe 3,2 m, stark befahrene Straße
- Setup: 1,1 m Biofilter-Fensterbank, 2 Lüfter, VOC-Sensor, Aktivkohle 350 g
- Ergebnisse nach 4 Wochen:
- PM2,5 Mittelwert: 18 µg m-3 → 11 µg m-3 (–39 Prozent)
- TVOC Spitzen nach Kochen: –46 Prozent binnen 15 Minuten
- Subjektiver Lärmpegel am Fenster: ca. –3 dB(A)
- Winterluft trockene Tage: +6–8 Prozentpunkte relative Feuchte
DIY-Anleitung: Nachrüsten in 5 Schritten
Materialliste
- Gehäusebausatz oder Multiplexplatte 12 mm
- Moosmatten (z. B. Polstermoos) mit mineralischem Substrat
- Aktivkohle-Granulat und Kassette
- Vlies-Vorfilter (zuschnittfähig)
- 2 leise 92 mm DC-Lüfter, Netzteil 5–12 V, PWM-Regler
- CO2/VOC-Sensor, optional Temperatur/Feuchte
- Kapillarvlies, Wasserwanne 0,8–1,2 l
- Dichtband, Silikon neutralvernetzend, Schrauben, Filz
Schritt-für-Schritt
- Bestehende Fensterbank reinigen, Unebenheiten ausgleichen, Kanten abdichten.
- Gehäuse vormontieren, Einlassschlitz zur Außenkante orientieren.
- Vorfilter und Venturi-Einsatz einsetzen, Lüfter entkoppelt verschrauben.
- Wasserwanne einsetzen, Kapillarvlies auslegen, Moosmatten auflegen.
- Aktivkohle-Kassette hinter den Moosbereich, Diffusor oben auflegen, Elektrik anschließen.
Bauzeit: 2–3 Stunden • Kosten: 160–320 € je nach Materialien.
Pflanzenwahl und Pflege
- Moosarten: Polstermoos, Bültenmoos oder kultivierte Moosmatten für Innenräume.
- Licht: hell bis halbschattig; direkte Sommersonne filtern.
- Bewässerung: Reservoir alle 10–20 Tage auffüllen, Substrat nie vollständig austrocknen lassen.
- Hygiene: Vorfilter monatlich auswaschen, Aktivkohle alle 6–9 Monate tauschen.
Smart-Add-ons
- Sensorautomatik: Lüfter startet bei CO2 > 900 ppm oder TVOC-Anstieg.
- Matter-Integration: Szenen wie „Kochen” oder „Stoßlüften” automatisieren.
- Leckagewächter: Mini-Wassersensor unter dem Reservoir für Push-Benachrichtigungen.
Designvarianten
- Skandinavisch: geöltes Birkenholz, heller Wollfilz, klare Linien.
- Minimalistisch: Mineralwerkstoff matt, verdeckte Lüftungsschlitze.
- Urban: pulverbeschichteter Stahl, graue Moosflächen, Akzentnähte.
- Landhaus: Eiche, Leinen, subtile Profilierung.
Pro und Contra
| Aspekt |
Pro |
Contra |
| Luftqualität |
Filtert PM, Pollen, VOCs |
Kein Ersatz für korrektes Lüften |
| Akustik |
Reduziert Reflexionen |
Begrenzte Dämmwirkung gegen tiefe Frequenzen |
| Wartung |
Schneller Filterwechsel |
Aktivkohle muss regelmäßig erneuert werden |
| Energie |
< 2 W im Betrieb |
Abhängig von Netzteil oder USB |
| Ästhetik |
Unsichtbare Technik |
Benötigt sorgfältiges Design gegen Staubablagerung |
Nachhaltigkeit
- Materialwahl: Holz, mineralische Substrate, nachfüllbare Adsorber.
- Reparierbarkeit: Steckmodule, Schraubverbindungen statt Kleber.
- Lebensdauer: Gehäuse > 10 Jahre, Medien tauschbar.
Häufige Fehler und wie man sie vermeidet
- Zu wenig Luftspalt: Einlass min. 8–10 mm, sonst Strömungsgeräusche.
- Staunässe: Nur Kapillarbewässerung, Überlauf vorsehen.
- Falsches Moos: Keine Waldentnahme; nur kultivierte, schadstoffarme Matten nutzen.
- Schwingungen: Lüfter mit Gummipuffern entkoppeln.
Feuchte- und Bauschadenschutz
Dampfdichte Schichten vermeiden, Außenfugen sauber abdichten, Kondensationszonen mit Thermobildern prüfen. Bei Holzfenstern auf neutralvernetzendes Silikon achten. Keine elektrische Teile direkt unter dem Fensterfalz platzieren.
Kosten und Zeitplan
- DIY: 160–320 € je Meter inkl. Sensorik
- Manufakturmodul: 380–650 € je Meter
- Wartung: 15–35 € pro Halbjahr (Filter/Adsorber)
- Zeit: 2–3 Stunden Einbau, 20 Minuten Wartung pro Monat
Fazit: Kleine Fläche, große Wirkung
Die atmende Fensterbank kombiniert Luftreinigung, Akustik und Mikroklima in einem unauffälligen Bauteil. Besonders in Küchen, Kinderzimmern oder Straßenlage verbessert sie messbar die Aufenthaltsqualität – ohne zusätzliche Stellfläche. Starten Sie mit einem 1 m Pilotmodul, messen Sie PM2,5 und CO2 vor und nach dem Einbau, und skalieren Sie das Konzept auf weitere Fenster. Wer bereits ein Smart-Home nutzt, bindet Sensorik und Lüfter per Matter ein – für Luft, die sich so gut anfühlt, wie sie aussieht.
Call to Action
- Checkliste herunterladen, Materialien bestellen, Wochenende verplanen.
- Vorher-Nachher-Werte dokumentieren und das Setup feinjustieren.
- Design mit passenden Textilien und Pflanzgefäßen abrunden.
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